Donnerstag, 17. Juli 2014

Sommerloch



Ein Elefant liest die Zeitung und es vergeht ihm der Hunger.

Die Affenbrotbäume überstehen jede Dürre, während die hiesigen Hirnmassen des Homo sapiens, welche eigentlich über genügend Fett und feuchte Masse verfügen müssten, allmählich ausgetrocknetem Zwieback ähneln, die, von der Dummheit der Menschen wohl sträflich der heissen Sonne ausgesetzt, so mürbe geworden sind, dass deren Durchblutung nicht mehr gewährleistet zu sein scheint. Allerorten werden die Besitzstände nicht nur mit Kollateralschaden aufs Ekelerregendste verteidigt, sondern man entdeckt auch neue Geschäftsfelder auf Kosten von vielen Menschen, die dem Goodwill von ein paar wenigen Möchtegerndiktatoren und Geierhaien ausgesetzt sind und für deren Bereicherung sie dann eine saftige Zeche zu bezahlen haben.

Wie sich das liest? Voilà: Die Kriege im Nahen und Mittleren Osten, im Sudan und an der Börse mit Hedge Funds machen nicht nur wegen ihrer Brutalität, sondern auch wegen ihrer Perfidie sprachlos. Die schamlos offengelegte Gier, welche Lobbyisten überall zu den kühnsten Vorschlägen bei hiesigen Politikern bewegt, lässt nur staunen und kopfschütteln. Und die vielen Studien und Expertisen über die Befindlichkeiten der modernen Gesellschaft, welche einfach das offen legen, was schon offensichtlich ist – nämlich dass wir es irgendwie miteinander nicht gebacken kriegen –, bestätigen uns nicht in unserer Fähigkeit, richtig zu reflektieren, sondern viel mehr darin, nichts daraus zu lernen. Und dann wäre da noch diese wiederentdeckte Religiosität, welche in allen Kulturkreisen keine Nächstenliebe, sondern viel mehr Nächstenhass, Ignoranz und Menschenfeindlichkeit predigt. Sei es, wenn es darum geht, andere Kulturen, andere Lebensformen und andere Verhaltensnormen zu torpedieren, zu verbieten oder einfach in den Dreck zu ziehen. Oder wenn die mangelnde Fähigkeit, über den eigenen Tellerrand hinauszudenken, plötzlich zum einzigen gemeinsamen Nenner geworden ist, bei dem ein jeder dem anderen die Schuld in die Schuhe schieben kann.

Ein Elefant liest die Zeitung und es vergeht ihm der Hunger. Nicht wegen allen anderen, sondern auch wegen sich selbst. Das ist kein Black- oder Burn-out, sondern einfach einmal so eine Laune, die er als im Glück geborener Säuger wohl morgen schon wieder vergessen haben wird. Mit ein bisschen schlechtem Gewissen, ein paar unbedeutenden Aufregungen und null persönlichen Konsequenzen.

Ein Elefant liest die Zeitung. Und macht nichts, als ein bisschen darüber zu schreiben und den Rüssel in die Höhe zu halten, weil er glaubt, die Gedanken würden dadurch etwas grösser und erhabener werden. Doch das Einzige, was am Ende wohl mit absoluter Sicherheit geschehen wird, ist, dass der Hunger zurückkommen und die Aufregung vergessen wird. Ein Elefant hat also tatsächlich nur eine Maus geboren.

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