Freitag, 22. August 2014

Vier Oscars für einen Hackbraten


Da sass ich doch gestern mit Katharine Hepburn zusammen beim Tee und wir sprachen über ihr Leben, das sie nach einer fast unnachahmlichen Karriere mit vier Oscars, einer grossen Liebe und einer Krebserkrankung nach 96 Jahren verlassen hatte, um der Welt nun von ihrer Wolke aus zuzuschauen.

Wieder einmal hatten mich meine guten Beziehungen mit dem schrulligen Herrn da oben – sorry meine Damen, aber Gott ist tatsächlich keine Frau – zu einer Legende geführt, die auch nach ihrem Tod kein Bisschen von ihrem Sarkasmus verloren hatte und sich sehr darüber freute, dass sie Spencer Tracy nun auch offiziell nahe sein durfte. So war es auch nicht erstaunlich, dass die wirklich sehr elegante und etwas androgyn wirkende Dame gleich zu Beginn die Bemerkung fallen liess: „Ach, wenn die Kirche da unten auf dem Planeten nur wüsste, dass Gott ein alter Hippie ist und dass hier im Himmel nicht die unendliche, sondern vor allem die freie Liebe gelebt wird, würden sie wohl ihren alten Herrn geradewegs exkommunizieren. Aber irgendwie scheinen die sich da unten den Spass selbst einfach gönnen zu wollen.“

Doch natürlich war ich als kulinarisch beflissener Elefant nicht in den Himmel geflogen, um mit Katharine Hepburn über ihr erotisches Nachleben zu sprechen, sondern weil ich irgendwo mal aufgeschnappt hatte, dass sie eine leidenschaftliche Köchin gewesen sei, was nur ganz wenige wussten, die einen ganz hervorragenden Hackbraten zu machen wusste. Und diese Nachricht war für mich einfach ein absoluter Primeur, dem ich mit eigenen Recherchen auf den Grund gehen wollte. Denn schliesslich würde man diese grossartige Schauspielerin wohl eher mit Canapés in Zusammenhang bringen als mit einem so rustikalen Essen, für das man sich die Hände wirklich ‚schmutzig’ machen musste.

Aber genau das war es, was die Zubereitung eines Hackbraten für Frau Hepburn zu einer Leidenschaft werden liess: „Was glauben Sie wohl, mein Lieber, wie oft ich im Laufe meiner Karriere gerne jemanden erwürgt hätte? Studio-Bosse, Spencers Ehefrau, Konkurrentinnen, Journalisten, Paparazzi, Republikaner...die Liste ist beinahe unendlich. Da war der Griff in die Schüssel, um die Hackbratenmasse zu erdrosseln doch eine sehr gangbare Alternative. Und da ich ja das Ding anschliessend auch essen musste, ohne dabei meine Selbstachtung zu verlieren, war es nur recht und billig, dass es nach was richtig Gutem schmeckte.“ Und ergänzend merkte sie an: „Jedes Mal, wenn ich Humphrey Bogart zum Essen eingeladen hatte, was nach dem Krieg doch hin und wieder einmal vorkam, fragte er mich beim Anblick des Hackbratens, wer denn jetzt wieder hätte dran glauben müssen. Das ging soweit, dass er mich zeitweise nur noch die Hackbratenwürgerin nannte.“

Auf die Frage, was denn ihr Rezept für einen feinen Hackbraten ausmache, meinte sie ganz lapidar: „Genügend Wut. Das macht die Konsistenz wunderbar fein.“ Das zwar nicht die Antwort, die ich erhofft hatte, aber irgendwie schien es mir nicht höflich zu sein, hier nochmals nachzuhaken.

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