Samstag, 5. Oktober 2013

Ave Pelecanus occidentalis



Marcus Gavius Apicius spazierte gerade gemächlich auf der Via Sacra, als er am Himmel einen braunen Pelikan erblickte, der wie ein Götterbote über dem Palatin kreiste und sich durch die Wirren des römischen Alltags nicht beeindrucken liess. Gerade hatte Apicius einen kleinen Disput mit dem Senator Marcellus Scipio hinter sich gebracht, mit dem er nicht nur seine Leidenschaft für den Müssiggang, sondern auch für die gute Küche teilte. Dabei ging es wieder einmal um die Frage, wie ein Siebenschläfer richtig zuzubereiten war. Durfte man ihn mit Fischsauce, die jeglichen Geschmack übertünchte, servieren? Oder war es schicklicher, denselben mit Honig, Kreuzkümmel und Koriander zu verfeinern, um ihm eine leicht exotische Note angedeihen zu lassen? Wo gab es die besten Seeigel zu erstehen? Und konnte man eine gut gestopfte Gans einem Freund mit Saubohnen servieren? Oder doch eher mit in Honigwein eingelegten Feigen und Datteln?

Feldherren und Kaiser mochten Feldzüge führen und in fernen Territorien Eroberungen machen. Senatoren und Aristokraten mochten über die Bedeutung der Republik diskutieren. Und Sklavenhändler und Plebejer mochten sich für jeden Denar gegenseitig die Köpfe einschlagen. Doch sie alle würden nie im Stande sein, sich beim Fluge dieses Pelikans eine Mahlzeit vorzustellen. Beim Jupiter, wo waren hier nur die Prioritäten geblieben?

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