Samstag, 28. Dezember 2013

Sonntagsbraten im Neuschnee




Die satt verschneiten Berghänge liegen in der Sonne, während unser tiefgekühlter Atem als kleine Wolken aus unseren Mündern steigt und sich vor unseren Augen ganz langsam um die eigene Achse dreht. Ein Nachmittag auf den Schlitten hat uns das Lachen in unsere Körper bugsiert. Und die kaum mehr von der Kälte spürbaren Finger in unseren wollenen Fäustlingen brennen und lassen sich kaum noch bewegen. Ja, nicht einmal die Stricke, welche unsere Schlitten ziehen, lassen sich richtig greifen, sondern sind nur eine spürbare Ahnung in unseren Händen.

Die Weihnachtsferien haben eben erst begonnen und Frau Holle hat uns soviel Schnee geschickt, dass vor den Häusern ganze Berge davon bis zu den Fenstern im ersten Stock reichen. Die Gassen und Strässchen im Dorf sind nur noch weisse Rinnsale, welche sich allerorten um die Ecken der Häuser winden und keinen Ausweg lassen. Aus den Kaminen steigt der Rauch und bereits sind in den ersten Fenstern Lichter zu sehen.

Mit meinem kleinen Bruder an der Hand stapfe ich durch unsere Strasse, die Uhr schlägt halb Fünf und die Sonne ist jetzt bereits hinter den Häusern und dem nahen Wald verschwunden. Als wir kaum noch 50 Meter von Zuhause entfernt sind, steigt uns schon der Geruch von gebratenem Fleisch in die Nase. Es ist wieder soweit, Mutter hat heute ihren Winterbraten gemacht, der jetzt im Ofenrohr vor sich hin gart. Ein herrliches Stück vom Kalb, dass in einer dunklen Sauce mit Datteln und eingelegten Pflaumen zu einem kleinen Weihnachtswunder wird. Leicht süsslich, würzig und saftig. Mit Kartoffelstock, Rüben und Kohlrabi. Weihnachten steht vor der Tür. Und jetzt auch wir. Durchfroren und glücklich, erwartungsvoll und müde. Ja, endlich haben die Ferien begonnen und uns das Glück nach Hause gebracht.


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