Samstag, 24. Mai 2014

Curry-Hund? Ja gibt’s denn so was?!



Nichts wird so heiss gegessen, wie es gekocht wird. So sagt man. Nun, das habe ich mir stets zu Herzen genommen und darum immer versucht, die Contenance zu wahren, wenn es um die Gebräuche anderer Kulturen ging. Denn, wenn man sich im tiefsten Himalaya bewegt und vom gewohnten Umfeld so weit weg ist wie nur irgend möglich, sollte man auf Dinge vorbereitet sein, die vielleicht eben doch so heiss gegessen werden, wie sie gekocht wurden.

So erging es mir auch im Jahre 1936 irgendwo in Nepal, als ich Zeuge wurde, wie man Curry-Hunde zubereitet. Und ich schwöre, es hat mich einige Überwindung gekostet, diese Prozedur in ihrer Gänze mitanzusehen. Trotzdem war ich Forscher genug, um diese mir durchaus etwas widerwärtig anmutende Zubereitung zu dokumentieren und in ihren Einzelheiten in meinem Sachbuch ‚Kulinarische Gepflogenheiten im Schosse Buddhas’ wiederzugeben. In Anbetracht dessen, dass im kultivierten Europa der damaligen Zeit gerade viel barbarischere Dinge vonstatten gingen, stellte sich mir dannzumal auch nicht die Frage nach der Ethik dieses Tuns. Und wenn wir wirklich ehrlich sind, dann stellt sie sich in diesem speziellen Fall auch heute noch nicht. Aber lassen wir das.

Also. Man nehme einen oder mehrere ausgehungerte Hunde und füttere diese mit einem Reisbrei, der mit einem ausserordentlich scharfen Curry angereichert ist. Nachdem sich die Hunde reichlich mit dem Reis versorgt haben, führe man sie an einen Brunnen und lässt sie trinken. Viel trinken. Dann keult man die Hunde, zieht ihnen das Fell ab und legt sie in ein feuchtes Lehmloch, das von aussen ständig befeuert wird. Nach etwa zwölf Stunden sollten die Hunde gar sein. Durch das lange Garen entfaltet sich die Würze des sich im Inneren der Hunde befindliche Curry dergestalt, so dass das ganze Fleisch einen feinen Currygeschmack erhält. Und statt dass man, wie etwa hierzulande, nur die besten Stücke isst, wird der Curry-Hund im Himalaya bis auf die Knochen weggeputzt.

Sie sehen, liebe Leser, wenn Sie jetzt auch einen leichten Schauder verspüren mögen, so kommt man eben nicht darum herum, andere Bräuche als das hinzunehmen, was sie sind. Eine neue Erfahrung.

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