Donnerstag, 5. September 2013

Der Sound, der nach Toskana schmeckt



Landschaften stehen für Erinnerungen, die uns ein ganzes Leben lang begleiten. Und ein Moment kann aus einer Gegend ein faszinierendes biografisches Panorama machen, das wir für immer vor unseren Augen behalten werden, auch wenn wir versuchen, die Dinge mit der Zeit anders zu sehen. Erinnerung ist etwas Sonderbares. Aber sie ist auch etwas Wunderbares. Denn sie lässt uns einen Ort zur Heimat werden.

Als eine erste Liebe und ich vor 25 Jahren mit dem neuen Cabriolet meines Vaters – ein saharabeiger Crysler LeBaron – auf der Landstrasse von Colle di Val d’Elsa nach Monteriggioni fuhren und die Abendsonne noch heiss auf unsere Gesichter brannte, drang aus den Lautsprechern die schleichende Melodie von Miles Davis’ „All Blues“. Wie ein seidener Schleier legten sich die Trompetentöne sanft auf die umliegenden Hügel und malten mit einem weichen Pinsel ein paar Sonnenstrahlen auf die Äcker, die abwechslungsweise mit Mais oder Sonnenblumen bepflanzt waren; oder ganz einfach nur brach lagen. 

Mit diesen Augenblicken und den schwebenden Klängen von Miles Davis prägte sich mein Bild von der Toskana für den Rest meines Lebens in meinem Gedächtnis ein. Eine Fahrt, begleitet von den Farben Gold, Blau, Rostrot, Gelb und Grün in allen Varianten. Eine Fahrt zum „Il Pozzo“ in Monteriggioni, wo wir damals mit den herrlichsten Trüffel-Tortelli belohnt wurden, die man sich überhaupt vorstellen konnte. Und eine Fahrt, die ich seither unzählige Male und in der gleichen Weise wiederholt habe. Denn Landschaften können zur Heimat werden, auch wenn man dort nie wirklich zu Hause war. Und ihm Gegensatz zu einer ersten Liebe, bleibt uns diese für immer erhalten.

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