Montag, 10. März 2014

Trudi kommt ins Paradies



Als Trudi noch ein kleines Mädchen war, wusste sie schon, dass sie einmal Köchin werden wollte. Nicht nur, weil sie fürs Leben gerne ass, sondern weil das Essen sie überall begleitete.

Wenn Trudi an der Bäckerei vorbei ging, dann grüssten sie die Brötchen, die Gipfeli und das Konfekt, winkten ihr zu, und wünschten ihr einen schönen Tag. Wenn sie sich auf dem Wochenmarkt mit der Mutter vor dem Gemüsestand von Frau Wick befand, dann begannen die Kohlköpfe, Rüben und Rettiche mit ihr zu sprechen und erzählten ihr, welche Zubereitungsarten ihnen am besten gefallen würden. Und wenn Trudi bei Metzger Mösli vor dem Fleischkorpus stand, begannen sich die Wienerli um die eigene Achse zu drehen und summten dabei einen Walzer von Johann Strauss.

Ja, Trudi war vom Essen besessen. Und überall, wo sie hinschaute, sah sie nicht die gewöhnliche Welt der anderen, sondern ihr persönliches Delikatessenland. Und als sie einmal in der Stadt in einen Fahrstuhl trat, sah sie, dass das hier nicht irgendein Fahrstuhl war, sondern einer, der sie direkt ins Schlaraffenland bringen würde. Was war das doch für ein Glück! Und gerade ihr, die sich das schon immer einmal gewünscht hatte, würde sich gleich die Tür zum Paradies öffnen. Blieb also nur noch zu hoffen, dass sie nicht im Fahrstuhl stecken blieb.

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