Montag, 28. April 2014

Der alte Fisch und das Meer



Herculano Pedro Javier da Silva war ein stolzer Schwertfisch, der schon lange in den Meeren lebte und in der Vergangenheit nur allzu oft mitansehen musste, wie seine Freunde und Familien Opfer menschlicher Gefrässigkeit geworden waren. Und auch wenn schon sein Vater, Eduardo Julio Alexandre da Silva, ihn bereits als jungen Fisch darüber aufklärte, dass sie einst ihr Leben einer höheren Sache opfern müssten, dünkte es ihn doch nicht recht, dass diese höhere Sache der nimmersatte Mensch sein würde. Da interessierte es ihn auch nicht, ob diese seine gefischten Freunde in feinstem Olivenöl angebraten oder am offenen Feuer grilliert hatten. Ob sie Aurelia, Cristiano oder Juanita danach von Hand oder auf edelstem Silber verspeist hatten. Oder ob man zu ihnen Kartoffeln oder Reis geboten hatte. Was für ihn zählte, war der Verlust, die Trauer und der Schmerz gewesen.

Da Herculano langsam selber lebenssatt geworden war und die Einsamkeit ihn schwermütig gemacht hatte, beschloss er eines Tages, nochmals all seine Kräfte zu sammeln und sich in selbstmörderischer Absicht wie ein Pfeil aus dem Wasser zu katapultieren, um einen Sportfischer, der gerade seinem blutrünstigen Hobby nachging, auf seiner Yacht zu durchbohren. Denn, wenn einem nichts mehr blieb, so war doch die Rache immer noch die beste aller schlechten Alternativen.

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