Mittwoch, 19. Februar 2014

Zwiebelsuppe im Dreivierteltakt



Wolfgang Amadeus Mozart sass mit seinem Vater Leopold in einer geschlossenen Kutsche und blickte mit einem Lächeln auf dem Gesicht in den regnerischen Frühlingstag. Da die französischen Strassen gewohnheitsmässig nur sehr schlecht ausgebaut waren, wurden das Wunderkind und sein ehrgeiziger Vater kräftig durchgeschüttelt. Doch das spielte eigentlich keine Rolle, denn es ging heimwärts.

Hinter ihnen lag die Stadt Paris und damit auch ein mehrwöchiger Aufenthalt, während dem Wolferl wie ein kleines Wildkätzchen aus der Menagerie beinahe dem ganzen französischen Adel vorgeführt worden war. Dabei hatte er abwechslungsweise mit der Geige, dem Cembalo und dem Pianoforte die hiesige Haute-Volée zu begeistern, was seinem Vater Leopold, eigentlich selbst ein ganz passabler Musiker, jeweils ein höchst zufriedenes Grinsen auf das Gesicht zauberte. Und da der kleine Mozart die Musik selbst über alles liebte, liess er diese Vorführungen über sich ergehen und gab stets das Beste, was insofern nicht schwierig war, weil er schon damals ein leuchtender Stern am Himmel war, der vor noch nicht einmal acht Jahren über Salzburg das Licht der Welt erblickt hatte. Nichtsdestotrotz wurde es ihm mit der Zeit dann doch etwas zu viel, dass der Vater ihn unter vier Augen immer mit strenger Hand behandelte und ihn herumkommandierte, während er ihn der ‚noblen Gesöllschoft genüber’ wie ein kleines putziges Albino-Tigerchen auf den Dompteurenschemel stellte, um sein Genie zu präsentieren.

Doch jetzt sassen sie endlich in der Kutsche und waren unterwegs nach Hause. Und wenn sich auch Wolferl mit ganzem Herzen auf Salzburg, die Mutter und die Schwester freute, so waren es doch gerade jetzt nicht diese Umstände, die seine Augen strahlen liessen, sondern die Tatsache, dass er noch vor einer halben Stunde in einer Schenke eine kräftige Zwiebelsuppe genossen hatte, mit deren Hilfe er sich bei seinem Vater auf unschuldigste Weise für all die kleinen Plagen der vergangenen Tage würde rächen können. Denn so viel war sicher: Wolfgang Amadeus Mozart war nicht nur ein genialer Musikus, sondern auch ein aussergewöhnlich begabter Furzer. Und da der Regen viel zu stark war, um die Fenster herunterzukurbeln und frische Luft herein zu lassen, und der Vater viel zu ungeduldig, um die Kutsche anhalten zu lassen und seinen Sohn zum Ausfurzen vor die Tür zu setzen, stand einem längeren Furzkonzert in mehreren Sätzen nichts mehr im Wege. Und ja, er spürte es schon, die Ouvertüre würde nicht mehr lange auf sich warten lassen und mit einem kräftigen Crescendo eröffnen.

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