Dienstag, 10. Juni 2014

Hafencranus culinaricum



Wenn man in diesen ersten heissen Sommertagen mit einem Becher Sauerrahmglacé der Limmat entlang spaziert, kann es passieren, dass man plötzlich von einer grossen mechanischen Giraffe namens ‚Hafenkran’ beäugt wird. Eisern und stolz steht sie da, wie sie mit einem Geiferfaden, der aus dem Maul in die Tiefe taucht, einem beim Auslöffeln des Glacébechers beobachtet, ohne aber auch nur mit der Wimper zu zucken. Was für eine Disziplin!

Und auch wenn die besten Tage der Giraffe offensichtlich schon hinter ihr liegen mögen, so kann man ihr eine gewisse Eleganz durchaus nicht absprechen. Denn wer sonst würde dieses dumme Gerede über seine Daseinsberechtigung so stoisch und mit Würde ertragen?

Da ich mich als Elefant der Giraffe allein schon der Herkunft wegen seelisch verbunden fühle, bleibe ich noch etwas vor ihr stehen und kratze die letzten Reste meiner süssen Schleckerei aus dem Becher. Nicht zuletzt auch deswegen, weil die letzten schon schmelzenden Reste gerne die Nähe zu meinem Bauch suchen, um als Flecken weiter das Licht der Sonne zu beeindrucken. Da kommt mir das interessierte Stehenbleiben gerade richtig.

Nachdem ich also das Sauerrahmglacé vernichtend in die Flucht geschlagen habe, fällt mir prompt wieder ein, dass ein leicht rechtsgesteuertes Komitee eine Initiative vors Volk bringen möchte, welche in Zukunft die Platzierung von eisernen Giraffen in Zürich verbieten möchte. Haben die so eine Angst vor den Giraffen, die Affen?

Da ich ja als Elefant ein enormes Gedächtnis habe, will mir in diesem Zusammenhang prompt ein Zitat einfallen, das unlängst ein Freund von mir geäussert hat: „Meinungsfreiheit wäre ja wirklich etwas Erstrebenswertes, wenn es die SVP nicht gäbe. Und da ich in der Schule mal gelernt habe, dass sich das menschliche Hirn vor allem durch die Einnahme von Eiweiss so weit entwickeln konnte, muss ich davon ausgehen, dass sich die besagte Partei offensichtlich schon seit Längerem für die vegane Lebensweise entschieden haben muss.“

Und schon stelle mir vor, wie diese Trottel gerade ein Sauersojaglacé fressen. Abartig, so was. Einfach abartig.

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