Mittwoch, 4. Juni 2014

Proteine

Hey, ich bin ein Gangster. Ich schiesse alle tot. Ich zeige kein Erbarmen. Und jeder Auftrag wird schnell und sauber erledigt. Rata-tata-tam! Eine Ladung Schnaps nach Downtown? Kein Problem, so lange die Kohle stimmt. Zwei Flittchen oder einen kleinen Stricher aufs Hotelzimmer? Gib mir die Kröten und du kannst so lange auf ihnen rumhüpfen, wie du willst. Ich bin ein Gangster, durch und durch. Ohne Skrupel, ohne falsche Bescheidenheit und mit dem Mut eines Löwen. Rooooooaaaawwww! Und sollte es jemanden in den Sinn kommen, mich zu bescheissen, dann warten die Betonfüsse nicht lange auf ihn und er kann sich die Fische im Hafenbecken von der ersten Reihe aus ansehen. Hast du das kapiert? Und natürlich trag ich immer einen weissen Anzug, meinen dünnen Lippenbart und die Narben im Gesicht. Ich bin das gefundene Fressen für jeden Krimi-Autor. Und der Albtraum eines jeden Cops. Genau, ich bin der Bullenschreck schlechthin. Ohne mich hätte die Polizei hier in Chicago das reinste Ferienlager. Aber ich sorg schon dafür, dass genau das nicht passieren wird. Denn ich bin ein Gangster. Und mein Job ist es, Angst und Schrecken zu verbreiten. Ich kenne weder Gnade noch Mitleid. Und wenn mir eine Trulla auf die Nerven geht, dann tausch ich sie ein. Ich lass mich nicht von blonden Locken und scharfen Kurven tyrannisieren. Und gräbt mir einmal eine ihre rot lackierten Fingernägel aus einem falschen Grund in den Rücken, dann kann sie Gott dafür danken, wenn ich sie nicht sofort erledige, sondern noch ein Weilchen für mich anschaffen lasse. Hast du das kapiert? Klar hast du das, ist ja auch nicht so schwierig, oder? Und dann noch was...hey, was zeigst du denn mit dem Finger auf mich? Hat dir Johnny nicht gesagt, dass man nie mit dem Finger auf mich zeigen soll? Hat er das nicht? Was? Ein gelber Fleck? Wo? Scheisse Mann, wie kommt denn der da drauf? Der Anzug hat mich glatte 300 Dollar gekostet und jetzt ist er ruiniert. Scheisse, Scheisse, Scheisse nochmal. Wenn ich den Kerl erwische, dann mach ich ihn kurz und klein. Ich schneid ihm die Kehle durch oder lass ihn im Säurebad strampeln. Was? Habe ich das richtig gehört? Der Kerl war ich? Weisst du denn überhaupt, was du damit gerade sagst? Weisst du, dass du mich gerade wie ein vollkommener Trottel dastehen lässt, der sein Frühstück-Ei nicht anständig essen kann? Möchtest du das tatsächlich damit ausdrücken? Komm, sag schon. Zeig, dass du Eier in den Hosen hast und wiederhol, dass ich nicht fähig oder Manns genug bin, ein Frühstücks-Ei zu essen. Sag es! Hab ich es mir doch gedacht. Du hast den Schiss in der Hose. Auch du bist nur einer von diesen kleinen Hosenscheissern, die sich nicht getrauen, mir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen und dafür zu sterben. Was ist das doch für ein erbärmliches Leben, das du führst. Bist nicht einmal bereit, für deine Prinzipien zu sterben. Geh mir aus den Augen! Ich ertrag deinen Anblick nicht mehr. Und ich möchte verdammt noch mal mein Frühstücks-Ei in Ruhe zu Ende essen.

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