Montag, 30. Juni 2014

Viel Bla-bla um Allerlei vom Säuli



Wenn man in einem Chor die Stimme des ersten Tenors singt – welcher vielleicht in einem Requiem, einem einfachen Lied oder in einem Choral die Hauptmelodie zu singen hat –, während der zweite Tenor, ein Alt oder vielleicht auch ein Bass unterstützend eine harmonische Begleitung dazu singt, dann kann man als Sänger die Qualität dieser Mehrstimmigkeit körperlich erfahren. Nicht nur, weil der Körper als eigener Resonanzkörper das seine dazu beiträgt, sondern weil das Zusammentreffen zweier unterschiedlicher Stimmen, welche gemeinsam über Notenlinien mäandernd durch eine neue Welt schlendern, uns in der Seele tief berührt. Es ist diese Kombination, die, absolut folgerichtig und dennoch überraschend überwältigend, uns bezaubert und uns verführt. Ob als vollkommene Harmonie oder in perfekter Dissonanz, ob schwermütig mit satten Streichern und Bläsern in Moll oder mit einem witzigen Pizzicato auf einer Violine begleitet; der Gesamteindruck hat stets etwas Überirdisches. Und man ist als Sänger immer ein Teil davon.

So. Und jetzt hat sich der Elefant vor lauter selbstgefälliger Wortschrauberei gerade ein bisschen in der Analogienwüste verloren und hofft, aus diesem bildungsbürgerlichen Exkurs nochmals entrinnen zu können. Und zwar ohne einfach die Delete-Taste zu drücken.

Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, wie bei mehrstimmigem Gesang kann man in manchen Restaurants seit einiger Zeit den variantenreichen Genuss auch auf dem Teller geniessen. Das heisst dann Zweierlei, Dreierlei oder Allerlei vom Kalb. Oder vom Freilandsäuli. Oder von Frehners Rindli Hilda aus dem Säuliamt. Es ist das Versprechen, dass man vom jeweiligen Tier nicht nur das Eine (Filet, Koteletts, Leber usw.), sondern eben auch noch das Andere auf dem Teller serviert bekommt. Und das, wenn gut gekocht, meistens in einer harmonischen Variation, welche durch Kochkunst ebenso zu begeistern vermag wie ein Streichquartett von Brahms...oder ein Forellenquintett...oder ein Quodlibet verschiedener Lieder. Es ist ein genussvoller Reigen, der uns zeigt, dass man mit ganz einfachen Mitteln für weniger Langeweile auf dem Teller sorgen kann.

Etwa so, wie wenn man hier mit genau 2389 Zeichen (inkl. Leerzeichen) auf einfachste Art ganz umständlich zu beschreiben versucht, dass man auf dem Gupf in Rehetobel, im Schlüssel in Zürich oder im Chesa Salis in Bever schon saugute Allerleis serviert bekommen hat.

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